Zusatz-Konzert: Montag, 21. Juni 2021

Vorkonzert Martha Argerich Festival 2021

Kremerata Baltica
Gidon Kremer, Violine
Per Arne Glorvigen, Bandoneon
Georgijs Osokins, Klavier
Andrei Pushkarev, Vibraphon

Werke von Piazzolla und Glorvigen


Astor Piazzolla wurde am 11. März 1921 in Argentinien als Sohn italienischer Einwanderer geboren. Schon bald zog die Familie wegen der schlechten Wirtschaftslage Argentiniens nach New York, wo Piazzolla 17 Jahre seiner Kindheit und Jugend verbachte. Diese Zeit hat ihn sehr geprägt, besonders musikalisch.
Er trieb sich mit seinen Freunden im Stadtteil Harlem herum, stand vor dem berühmten „Cotton Club“, um Cab Calloway spielen zu hören und erlebte die Musik von Ellington, Gershwin und Benny Goodman im Radio. Den Tango kannte er nur von den alten Schellackplatten seines Vaters. Eigentlich sollte er ja Bandoneon spielen lernen, doch er entschied sich zuerst für das Klavier. Bei seinem Lehrer lernte er die Musik von Bach kennen und lieben. Nach 1936 lebte die Familie wieder in Argentinien. Neben Bach und dem Jazz machte Piazzolla nun seine dritte große Entdeckung: Er hörte ein Konzert des Sextetts von Elvino Vardaro und war sofort von dessen besonderer Tango  Interpretation begeistert.
In Bueons Aires verdiente er sein Geld als Bandoneon Spieler und Arrangeur im berühmten Tango-Orchester von Anibal Troilo, bildete sich parallel aber bei Alberto Ginastera weiter. Die folgenden Jahre waren geprägt von der Suche nach seinem eigenen Stil. Er wollte klassische Werke komponieren, studierte die Musik von Béla Bartók und Igor Strawinsky, und legte zeitweilig sogar sein Bandoneon ganz zur Seite.

Erst die Begegnung mit Nadia Boulanger 1954 öffnete ihm die Augen, und ihm wurde klar, dass er sich nicht zwischen Tango und anspruchsvoller, klassischer Musik entscheiden musste. Er wollte vielmehr versuchen, die Struktur der klassischen Musik mit der Leidenschaft des Tangos zu verknüpfen. Mit seiner Rückkehr aus Paris im Jahr 1955 war damit der Tango Nuevo geboren. Piazzolla kreierte mit seinem Tango Nuevo eine komplett eigene Musiksprache. Er spickte seine Kompositionen mit rebellischen Elementen aus dem Jazz und der Avantgarde und orientierte sich strukturell an klassischen Werken. Außerdem experimentierte er mit verschiedenen kammermusikalischen Besetzungen und bezog zeitweilig auch elektronische Instrumente mit ein. Dass er damit bei den Puristen des argentinischen Tangos auf extremen Gegenwind stieß, war zu erwarten. Sein Opus besteht heute aus über 1.000 Werken und beeinflusst und inspiriert bis heute Musiker aller Generationen.
Textauszug BR Klassik, Mittagsmusik vom 8.3.2021 Astor Piazzolla – Revoluzzer am Bandoneon

Geiger, Künstlerischer Leiter und Gründer der Kremerata Baltica – mit seiner ungewöhnlich kompromisslosen künstlerischen Grundhaltung gilt Gidon Kremer weltweit als einer der originellsten und überzeugendsten Künstler seiner Generation. Sein Repertoire reicht von bekannten klassischen Kompositionen bis zu modernen Werken führender Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts. Er engagiert sich insbesondere für das Schaffen russischer und osteuropäischer Komponisten und hat im Laufe seiner Karriere viele wichtige neue Werke aufgeführt, von denen ihm einige gewidmet sind. Sein Name ist eng mit diversen zeitgenössischen Komponisten verbunden, unter anderem mit Alfred Schnittke, Arvo Pärt, Giya Kancheli, Sofia Gubaidulina, Valentin Silvestrov, Luigi Nono, Edison Denisov, Aribert Reimann, Pēteris Vasks, John Adams, Victor Kissine, Michael Nyman, Philip Glass, Leonid Desyatnikov und Astor Piazzolla; seine Interpretationen sind traditionsbewusst, aber gleichzeitig frisch, originell und lebendig. Kremer hat die zeitgenössischen Komponisten und die Neue Musik im Violinfach ohne jeden Zweifel intensiver und nachhaltiger gefördert als jeder andere international erfolgreiche Solist.

Kremer hat bereits mehr als 120 Alben aufgenommen; viele erhielten für ihre bemerkenswert tiefgründigen Interpretationen bedeutende internationale Preise. Die lange Liste seiner Auszeichnungen umfasst unter anderem den Ernst von Siemens Musikpreis, das Große Bundesverdienstkreuz, den Moskauer Triumph-Preis, den UNESCO-Musikpreis und den Preis Una vita nella musica – Artur Rubinstein. 2016 wurde Gidon Kremer zudem einen Praemium Imperiale verliehen, der allgemein als Nobelpreis der Musik gilt.

1997 gründete Kremer das Kammerorchester Kremerata Baltica zur Förderung herausragender Nachwuchsmusiker aus dem Baltikum. Das Ensemble unternimmt regelmäßig ausgedehnte Konzertreisen und hat bereits fast 30 Alben bei Nonesuch Records, Deutsche Grammophon, Burleske und ECM aufgenommen. After Mozart (Nonesuch Records 2001) gewann 2002 einen ECHO Klassik und einen Grammy Award; das kürzlich bei ECM erschienene Album mit Werken von Mieczysław Weinberg war 2015 für einen Grammy nominiert.

In der Saison 2016/17 leitet Gidon Kremer die beiden Jubiläums-Tourneen der Kremerata Baltica, die das Orchester anlässlich seines 20-jährigen Bestehens und zur Feier von Kremers 70. Geburtstag durch Nordamerika und Europa unternimmt.

Per Arne Glorvigen zählt zu den führenden Bandoneon-Spielern der Gegenwart. Nach seinem Studium beim argentinischen Bandoneon-Maestro Juan José Mosalini und mehreren Aufenthalten in Buenos Aires begann Glorvigen seine Karriere als professioneller Bandoneonist. Begegnungen mit den Tangolegenden Piazzolla, Pugliese, Salgán und die enge Freundschaft mit dem Dichter und Tangohistoriker Horacio Ferrer prägten seinen Weg nachhaltig.

Nach Studien bei Eric Tanguy (Komposition) und Guillaume Connesson (Orchestrierung) in Paris wandte sich Glorvigen auch selbst dem Komponieren zu. Seine Werke wurden in zahlreichen europäischen Ländern aufgeführt. In letzter Zeit entstanden Auftragskompositionen für das Oslo Philharmonic Orchestra, das Apollon Musagète Quartett und die Arctic Sinfonietta.

Zu Glorvigens musikalischen Partnern zählen unter anderem Gidon Kremer, mit dem er weltweit nahezu 100 Konzerte gegeben hat und vier CDs eingespielt hat, Nicolas Altstaedt, das Delian Quartett, das Alban Berg Quartett und die Staatskapelle Dresden. Zusammen mit der Geigerin Daniela Braun und dem Kontrabassisten Arnulf Ballhorn bildet er das Glorvigen Trio.

Georgijs Osokins begann seine Studien bei seinem Vater Professor Sergejs Osokins, einem prominenten Lehrer und Pianisten in Lettland. Zu Osokins‘ Erfolgen zählen Preise beim 9. Internationalen Moskauer Chopin-Wettbewerb für junge Pianisten (2014) und beim 9. Internationalen Alexander-Skrijabin-Wettbewerb in Paris (2009) sowie der zweite Preis beim Berliner Internationalen Musikwettbewerb (2017). Im März 2016 erhielt Georgijs Osokins den lettischen Grand Music Award, die höchste Auszeichnung in der Musikindustrie Lettlands.

Georgijs Osokins erlangte internationale Aufmerksamkeit durch seine Teilnahme am Chopin-Wettbewerb (2015) im Alter von 19 Jahren: Er war einer der Publikumslieblinge und wurde von den Kritikern als außergewöhnlich beschrieben. Noch vor Ende des Wettbewerbs erhielt er Konzerteinladungen für ein Solo-Recital beim prestigeträchtigen Festival „Chopin and His Europe“ in Warschau und für seine erste Japan-Tournee. Weitere Debüts im Berliner Konzerthaus und im Vancouver Playhouse folgten. Das britische Label „Piano Classics“ veröffentlichte im Jahr 2016 Georgijs Debütalbum mit Chopins Spätwerken. Diese Aufnahme wurde von wichtigen kanadischen und französischen Magazinen enthusiastisch aufgenommen.

Kindermusiktheater: Neuer Termin Sonntag, 20. Juni 2021

„Der Teufel mit den goldenen Löckchen“

Ein Musiktheaterstück für zwei Schauspieler und Fagottquartett von Jörg Schade und Franz-Georg Stähling.

Ein höllischer Spaß für kleine Musikfreunde: bietet alles, was Kinderherzen höher schlagen lässt: Spannung, Witz und jede Menge Musik!

Seit Jahren ist es verschwunden, das berühmte Fagottquartett. Nur der kleine musikliebende Teufel Lucius weiß, wo es steckt, denn er muss es bewachen. In diese dunkle Hölle kommt eines Tages der zauberhafte Schutzengel Angela. Wenn sie es schafft, die Musiker zu befreien, so bekommt sie endlich die ersehnten Flügel! Doch Teufel Lucius stellt sich ihr in den Weg und hat viele knifflige Aufgaben, die es zu lösen gilt. Aber Angela ist schlau und sie zählt auf die Unterstützungder Kinder. Werden sie es gemeinsam schaffen, das Fagott Quartett wieder an das Licht der Erde zu befördern und ihnen zu einem erfolgreichen Comeback zu verhelfen?

Mit von der Partie bei dieser besonderen Produktion ist viel schmissige Musik von Jaques Offenbach und Giacchino Rossini, meisterhaft arrangiert von Prof. Andreas N. Tarkmann.

Mit Christiane Schoon, Jörg Schade und dem Ensemble Prisma.

Karten (Kinder 5 € und Erwachsene 10 €) können per Mail bis Samstag, den 19.6.2021 um 15 Uhr unter info@musikgemeinde-harburg.de vorbestellt werden. Als Bestätigung werden Kontaktdatenformulare versandt, die ausgefüllt zur Veranstaltung mitgebracht werden müssen. Die Tageskasse für vorbestellte Karten ist ab 14:30 geöffnet. Auch für eine Veranstaltung, die sich an ein junges Publikum richtet, gelten die amtlichen Bestimmungen, die Abstands- und Maskenregeln. Der Einlass kann nur mit Nachweis der vollständigen Impfung, der Genesung, einem Schnelltest (nicht älter als 24 Stunden) oder einem PCR-Test (nicht älter als 48 Stunden) erfolgen. Kinder, die das 6. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, benötigen keine Tests und sind bis zur Vollendung des 7. Lebensjahrs von der Pflicht eine Maske zu tragen befreit. Trotz all der Regeln wird es bestimmt ein höllisches Vergnügen!

10. Konzert: Dienstag, 15. Juni 2021

Asya Fateyeva, Saxophon
Florian Donderer, Violine
Emma Yoon, Violine
Yuko Hara, Viola
Tanja Tetzlaff, Violoncello
Stepan Simonian, Klavier

Adolf Busch (1891-1952): Quintett für Saxophon und Streichquartett f-Moll op. 34
Ernst Krenek (1900-1991): Suite „Jonny spielt auf“
Kurt Weill (1900-1950): Die Dreigroschenoper-Suite

Mit allen Musikern dieses Konzertes verbindet sie ein gemeinsames Interesse an der Zeit der Zwanziger Jahre, als das Saxophon einer glanzvollen Zukunft entgegen sah. Florian Donderer, Violine und Tanja Tetzlaff, Cello, sind verheiratet und spielen viel Kammermusik in verschiedenen Formationen u. a. gemeinsam im Tetzlaff Quartett. Die Südkoreanerin Emma Yoon, Violine, spielt als Akademistin in der Deutschen Kammerphilharmonie, bei der auch die japanische Bratscherin Yuko Hara ihre Karriere begann. Yuko Hara gewann mit der Kammermusikformation Franz Ensemble 2020 den Opus Klassik. Der Pianist und Ehemann von Asya Fateyeva Stepan Simonian ist seit 2009 ordentlicher Professor an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, wo er sowohl im Fach Klavier als auch im Fach Kammermusik lehrt.

Foto: Marco Borggreve

5. Konzert: verschoben auf Sonntag, 13. Juni 2021

Gabriel Adorján, Álvaro Parra – Violine
Anna Kreetta Gribajcevic, Viola
Taneli Turunen, Violoncello und Gesang
Esko Laine, Kontrabass
Valentin Butt, Akkordeon


A. Dvorak: Quintett Nr. 2 op. 77
A. Piazzolla: Five Tango sensations
Finnische Tangos

Das Streichquintett (Streichquartett und Kontrabass) von Antonin Dvořák gehört zu seinen bekanntesten Kammermusikwerken mit böhmischen und mährischen Melodien und tänzerischen Rhythmen. 
Ergänzt wird das Programm mit Tangos von Piazzolla und aus Finnland.
Astor Piazzolla schrieb seine „Five Tango Sensations“ für sich und das Kronos Quartett. Ob Piazzolla den finnischen Tango kannte? In Finnland ist der Tango jedenfalls äußerst beliebt und die Musiker um den finnischen, stellvertretenden Solo-Cellisten des Konzerthausorchesters Berlin, Taneli Turunen, zeigen warum!

Foto: Isabel Alvarez

Lesung – Mittwoch, den 2. Juni 2021, 20 Uhr – Friedrich-Ebert-Halle

+++++++++Diese Veranstaltung können nur Mitglieder der Musikgemeinde mit Voranmeldung besuchen! Die Vergabe der Plätze ist nur soweit vorhanden möglich. Die Platzvergabe – also wo Sie genau in der Eberthalle sitzen werden – erfolgt nach dem Ermessen des Vorstands. ++++++++

Vielen Dank für die zahlreichen Zusendungen zur Teilnahme an dieser Veranstaltung. Diese Anmeldungen haben wir für den Ersatztermin beibehalten, eine erneute Anmeldung ist dann nicht mehr notwendig. Sie werden für den Ersatztermin dieser Veranstaltung separate Tickets rechtzeitig zugeschickt bekommen.

Ingo Schulze

liest aus seinem Roman „Die rechtschaffenen Mörder“

Musik: Sönke Schreiber – Marimbaphon

Wie wird ein aufrechter Büchermensch zum Reaktionär – oder zum Revoluzzer? Eine aufwühlende Geschichte über uns alle.
Norbert Paulini ist ein hoch geachteter Dresdner Antiquar, bei ihm finden Bücherliebhaber Schätze und Gleichgesinnte. Über vierzig Jahre lang durchlebt er Höhen und Tiefen. Auch als sich die Zeiten ändern, die Kunden ausbleiben und das Internet ihm Konkurrenz macht, versucht er, seine Position zu behaupten. Doch plötzlich steht ein aufbrausender, unversöhnlicher Mensch vor uns, der beschuldigt wird, an fremdenfeindlichen Ausschreitungen beteiligt zu sein. Die Geschichte nimmt eine virtuose Volte: Ist Paulini eine tragische Figur oder ein Mörder?
Auf fulminante Weise erzählt Ingo Schulze von unserem Land in diesen Tagen und zieht uns den Boden der Gewissheiten unter den Füßen weg.

Text: S. Fischer Verlage – Foto: Gaby Gerster

ABGESAGT: 9. Konzert: Donnerstag, 27. Mai 2021

NDR ElphCellisten


Mit eigenen Arrangements populärer Musikstücke nehmen die NDR ElphCellisten das Publikum mit auf eine Reise durch verschiedene Epochen und Genres der Musikgeschichte – voll Poesie, temperamentvoller Rhythmen, Nostalgie und Humor.

NDR ElphCellisten:

Christopher Franzius, Andreas Grünkorn, Yuri-Charlotte Christiansen, Vytautas Sondeckis, Bettina Barbara Bertsch, Christoph Rocholl, Fabian Diederichs, Katharina Kühl, Jaromir Kostka, Sebastian Gaede, Phillip Wentrup

Foto: NDR ElphCellisten, (c) Johann Coda

Konzertkritik: Das Ensemble Capella de la Torre versetzt das Publikum mit seinem frühen neuzeitlichen Klang zurück ins 16. Jahrhundert


von Tilda Hoops, Schülerin S1 Musikprofil, Friedrich-Ebert-Gymnasium

In Zusammenarbeit mit dem Musikprofil des Friedrich-Ebert-Gymnasiums erstellen Schüler der S1 (11. Klasse, Lehrer Christoph Posselt) eine Konzertkritik. Am Ende der Konzertsaison wird die Musikgemeinde eine Auszeichnung für die beste Kritik vergeben.

Hamburg, 7.11.2020

Am 25. Oktober haben sich viele Mitglieder der Musikgemeinde
während der 19.00 Uhr Vorstellung in der Eberthalle versammelt, um dem
Bläserensemble Capella de la Torre zu lauschen. Nicht nur die Musik, auch die Instrumente stammten aus der frühen Neuzeit.
Das Ensemble besteht aus acht Musikern: einem Sopran, Altpommer/Flöte,
Posaune, Dulzian, Orgel, Theorbe, Percussion und Schalmei. Die Schalmei
stammt aus dem Mittelalter und hat einen dudelsackähnlichen Klang, obwohl sie ein Holzblasinstrument ist. Der Altpommer stammt ebenfalls aus dem Mittelalter und ist mit der Schalmei verwandt. Er ist etwas größer und sein Klang ist tiefer als der der Schalmei. Das Dulzian wurde im 16. und 17. Jahrhundert verwendet und gilt als Frühform des Fagotts. Die Theorbe ist einer Gitarre ähnlich, nur mit einem längeren Hals und gehört zur Familie der Lauteninstrumente. Percussion ist ein Sammelbegriff für Schlag- und Effektinstrumente. Bei der Aufführung hat der Musiker vor allem auf Rasseln und eine tiefe Basstrommel zurückgegriffen, die zumeist rhythmusgebend war.
14 kleine Tanzstücke hatten sie als Programm festgelegt, von denen sie, aus
zeitlichen Gründen, aber nur 12 schafften. Die meisten dieser kleinen schönen Kompositionen waren dem Sammelband von Tänzen „Terpsichore“ entnommen, der während der Renaissancezeit verfasst wurde. Michael Praetorius, Verfasser des Sammelbandes, wählte den Namen aus der griechischen Mythologie heraus, denn Terpsichore heißt: die Muse des Tanzes.
Neben Praetorius tauchen im Program auch andere Komponisten auf, wie zum Beispiel Orlando di Lasso, der Komponist des berühmten Stücks: Bonjour mon coeur. Obwohl man meinen sollte, frühneuzeitliche Tanzmusik sei ohne Gesang gewesen, beweist das Ensemble das Gegenteil. Der französische Text der Lieder wird von der Sopranistin mit heller, klarer Stimme interpretiert. Obgleich sie sich dabei im Notentext zu verlieren scheint, tut dies dem Klang nichts ab. Zwischendurch hält die Leiterin des Ensembles kurze Ansprachen, in denen sie mehrfach erwähnt, dass es ihnen wichtig sei „Brücken“ in die Moderne zu bauen. Dies lässt sich auch an zwischendurch kleinen, improvisierten Soli von Percussion und Theorbe erkennen, die mehr nach Pop als Tanzmusik aus der Renaissance klingen. Des weiteren erklärt sie auch die zur heutigen Zeit eher unbekannten Instrumente und erinnert an das 400. Jubiläum von Praetorius.
In vielen Stücken gibt die Trommel den Rhythmus an und verleiht ihnen einen fröhlichen, tänzerischen Charakter. Die Zugabe des Programms ist allerdings nicht von französischem sondern italienischem Text begleitet.
Nach einem Gespräch mit dem Ensemble stellt sich heraus, dass die
Kompositionen von dem Ensemble selbst arrangiert wurde und sie ebenfalls die Besetzung frei gewählt haben, was kaum verwunderlich ist, da die Notierung zur Renaissancezeit noch lange nicht so vielschichtig war, wie es heutzutage der Fall ist. Vor allem auf den Klang sei es ihnen dabei angekommen. Auch die Texte zu den Kompositionen haben sie in verschiedenen Sprachen vorgefunden und den italienischen Text als Zugabe gewählt um sich, von den davor ausschließlich französischen Texten abzugrenzen und „Brücken“ in dieses Jahrhundert, mit dem Blick auf das Jubiläum Praetorius´, zu bauen.
Überraschend, aber dennoch beeindruckend war die Erkenntnis, dass sie die Tanzstücke tatsächlich mit Tänzern eingeübt haben um ein Gefühl für
Rhythmus und Bewegung des Tanzes in der Renaissance zu bekommen.
Trotz der Coronamaßnahmen und dem nicht einmal zur Hälfte gefüllten
Konzertsaal, spiegelte der Applaus die Begeisterung des Publikums wieder.

Foto: Karola Parry

2. Konzert: Sonntag, 25. Oktober 2020

Capella de la Torre

Margaret Hunter, Sopran
Hille Wippermann, Altpommer und Flöte
Tural Ismayilov, Posaune – Regina Hahnke, Dulzian
Martina Fiedler, Orgel – Johannes Vogt, Theorbe
Mike Turnbull, Percussion
Katharina Bäuml, Schalmei und Leitung

Praetorius tanzt!

Michael Praetorius Bransle de la Torche
Orlando di Lasso Bonjour mon coeur
Michael Praetorius Bransle simple / Bransle double VI
Pierre Guédron Si tu veux apprendre les pas à dancer
Thoinot Arbeau Pavana «Maria Mater Dei »
Michael Praetorius Gagliarde
Michael Praetorius Bourrée XXXII
Okzitanisch traditionell La bonne nouvelle
Claude Le Jeune Un gentil amoureux
Michael Praetorius Ballet des Coqs
Jehan Cardavoine Pavane «Une jeune fillette»
Michael Praetorius Ballet CCLXVIII
Adrien le Roy Si j’aime ou non, j’en dis rien
Michael Praetorius Gavotte / Votre esprit recréatif

Konzertkritik

Capella de la Torre zählt zu den weltweit führenden Ensembles für Bläsermusik der frühen Neuzeit. Das Ensemble wurde im Jahr 2005 von der Oboistin und Schalmeispezialistin Katharina Bäuml gegründet. Seitdem begeistert es sein Publikum in nahezu tausend Konzerten stets aufs Neue. 2020 ist ein Jubiläumsjahr: Capella de la Torre steht seit 15 Jahren für Musik der Renaissance auf historischen Instrumenten. Hinzu kommen bislang 26 CD- Einspielungen und eine Vielzahl von Live-Mitschnitten. Auf diese Weise hat sich Capella de la Torre umfangreiche Erfahrung in der Musik des 14.-17.Jahrhunderts erspielt. Das Ensemble wurde in den vergangenen Jahren vielfach ausgezeichnet: 2016 wurde ihm der ECHO Klassik in der Kategorie „Ensemble des Jahres“ verliehen und 2017 erhielt das Ensemble einen weiteren ECHO Klassik für die CD „Da Pacem – Echo der Reformation“ zusammen mit dem RIAS Kammerchor. Den Nachfolgepreis des ECHO, den ersten OPUS Klassik erhielt Capella de la Torre 2018 für die Aufnahme „Serata Venexiana“. Um die Musik vergangener Jahrhunderte für heutige Ohren lebendig werden zu lassen, finden aktuelle historische und musikwissenschaftliche Erkenntnisse ständig Eingang in die Programme von Capella de la Torre. Dazu gehört besonders die Arbeit mit Quellen und Originaltexten. Ein besonderes Anliegen des Ensembles ist neben den Konzerten die Arbeit mit einem jungen Publikum, die in einer Vielzahl von Vermittlungsprojekten ihren Ausdruck findet. Der Name „de la Torre“ ist auf zweierlei Weise zu verstehen: Anfang des 16. Jahrhunderts komponierte der Spanier Francisco de la Torre das wohl berühmteste Stück für eine Bläserbesetzung, seine „Danza Alta“. Neben dieser Hommage an den Komponisten ist der Name aber auch ganz wörtlich gemeint: „De la Torre“ bedeutet übersetzt „vom Turm herab“; Bläsergruppen musizierten seinerzeit bei den verschiedensten Gelegenheiten auf Türmen oder Balkonen.

Terpsichore heißt in der griechischen Mythologie die Muse des Tanzes. Mit ihrem Namen hat der Komponist Michael Praetorius (1571–1621) seine Sammlung von 312 Tänzen überschrieben, die 1612 in Wolfenbüttel herausgegeben wurde. Ganz im Sinne seines berühmten musiktheoretischen Werkes „Syntagma“ macht Praetorius auch zur Terpsichore genaue Angaben: Man solle die Lautstärke variieren, „welches man dann auf geigenden und blasenden Instrumenten gar wol und leicht zu wege bringen kan.“ Für einige Tänze werden u.a. Krummhörner erwähnt – Capella de la Torre wird diesen Anweisungen im Programm in allen möglichen Varianten nachkommen und die historischen Blasinstrumente in Kombination mit Laute und Orgel auf immer neue Weise zu Gehör bringen. Trotz der eminenten musikgeschichtlichen Bedeutung blieb Terpsichorejahrhundertelang vergessen und wird auch heute noch in musikwissenschaftlichen Nachschlagewerken nur am Rande erwähnt. Ebenso verhält es sich mit historisch informierten Referenzeinspielungen – Terpsichore ist trotz des fröhlich-tänzerischen Charakters als Gesamtkunstwerk nahezu komplett in Vergessenheit geraten. An dieser Stelle setzt Capella de la Torre nun zum 400. Jubiläum von Michael Praetorius ganz neu an. Das Programm kombiniert Tanzmusik aus Terpsichore mit zeitgenössischen Chansons, die Praetorius nicht nur in ihrem Stil bekannt waren, sondern der neuesten Mode der Zeit entsprechend auch in die Tanzsätze und Kompositionen mit eingeflossen sind.

Copyright: Capella de la Torre
Foto: Capella de la Torre/Andreas Greiner-Napp

Leider können wir unter den jetzigen Umständen keine Abendkasse für Nicht-Mitglieder anbieten, allerdings können wir neue Mitglieder aufnehmen. Bei Interesse melden Sie sich bitte unter Telefon: (040) 767 511 11, Email: mitglieder (at) musikgemeinde-harburg.de.

1. Konzert: Freitag, 25. September 2020

Symphoniker Hamburg
Martin Fröst, Leitung

F. Mendelssohn Bartholdy: Symphonie Nr. 4 A-Dur op. 90 – „Italienische“

Der schwedische Ausnahme-Klarinettist Martin Fröst leitet das Konzert mit dem Kernprogramm der Italienischen Sinfonie des gebürtigen Hamburgers Felix Mendelssohn Bartholdy bei allen 3 Konzerten. Weitere „Überraschungs“-Werke werden jeweils angesagt. Martin Fröst war vor Beginn seiner Weltkarriere bereits Artist in Residence der Symphoniker Hamburg.