franz ensemble
Sarah Christian – Violine
Yuko Hara – Viola
Rie Koyama – Fagott
Tristan Cornut – Cello
Maximilian Krome – Klarinette
Pascal Deuber – Horn
Kiveli Dörken – Klavier
Juliane Bruckmann – Kontrabass
F. Berwald: Septett für Klarinette, Fagott, Horn, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass
E. von Dohnányi: Zwei Sätze aus dem Sextett C-Dur für Klarinette, Horn, Violine, Viola, Violoncello und Klavier, op. 37
Das franz ensemble ist ein Kammermusikensemble aus jungen, international renommierten SolistInnen, ProfessorInnen, Orchester- und KammermusikerInnen, das Streicher, Bläser und eine Pianistin vereint. Diese besondere Besetzung ermöglicht ein enormes klangliches Spektrum, das von feinsten Kammermusikfarben bis hin zu orchestralen Klängen reicht. Weil sich über einen Festivalrahmen hinaus selten die Gelegenheit ergibt, große Besetzungen auf die Bühne zu bringen und sich diesen mit viel Zeit und Liebe zum Detail zu widmen, haben sich die MusikerInnen in 2018 als festes Ensemble formiert, um dem Kernrepertoire dieser Besetzung zu neuem Glanz zu verhelfen und bisher Ungehörtes zu entdecken. Die Debüt-CD wurde mit dem größten Deutschen Klassikpreis, dem OPUS KLASSIK 2020, ausgezeichnet.
Das Septett von Franz Berwald entstand 1817, wurde am 10. Januar 1818 und am 7. Dezember 1819 aufgeführt, wahrscheinlich durch die virtuosen Kollegen aus dem Opernorchester.
Danach verschwand es aus der Öffentlichkeit. Da im Dezember 1828 wieder ein Berrwald’sches Septett aufgeführt wurde, das die Presse als »neu« bezeichnete, stand die Frage im Raum, ob es tatsächlich ein zweites Septett gebe. Zwar hatte Berwald selbst in einem Brief 1829 von nur »einem« Septett gesprochen, aber erst Anfang der 1980er Jahre, als man den ersten Teil des Autographs fand, wurde klar, dass es sich immer um das Werk von 1817 handelte. Der Komponist hatte später offensichtlich insbesondere im ersten Satz und im Finale eine Reihe von Korrekturen angebracht.
Das Werk ist zunächst ganz klassisch aufgebaut: Nach einer langsamen Einleitung folgt das Thema in B-Dur mit Nebenthemen. Nach einer kurzen Durchführung folgt die Wiederholung der Exposition in abgewandelter Form. Berwald kennt die Eigenarten der Instrumente gut durch seine Erfahrung im Opernorchester. Die Violine – für ihn als Geiger besonders vertraut – hat einige virtuose Partien, die Bläser wechseln von langanhaltenden Harmonietönen zu kurzen Tonwiederholungen im staccato. Im Finalsatz, wieder in der Grundtonart B-Dur, fällt der opernartige Mittelteil auf, in dem sich dramatische Spannung aufbaut. Hier wird durch die Tonarten moduliert, indem die Bläser lange Töne spielen und als Kontrast dazu die Streicher unruhige Tremoli bieten. Die Spannung wird abgeleitet durch einen Lauf im Unisono aller Instrumente.
Der Mittelsatz bietet etwas Besonderes: In der klassischen Tradition müssten nach dem ersten Satz nun ein Scherzo und ein langsamer Satz folgen. Der junge Franz Berwald macht aber etwas radikales, indem er das Scherzo in den langsamen Satz als Mittelteil einbaut. Entsprechend ändern sich auch die Tonarten von As-Dur zu Beginn des Satzes über Es-Dur im Scherzo- Teil wieder zurück zu As-Dur im Adagio.
Alle drei Sätze sprühen vor Ideenreichtum und Fantasie in der Behandlung der Instrumente. Nur der Kritiker der Stockholmer Allgemeinen Musikalischen Zeitung kommt da nicht ganz mit. Er erkennt zwar die Begabung Berwalds an, findet aber, dass die Regeln von Harmonie und Komposition missachtet werden. Aus heutiger Sicht lässt sich das Septett in seiner Machart allerdings auf einer Ebene sehen mit den zeitnah entstandenen Werken mit gleicher Besetzung wie es die Septette von Joh. Nepomuk Hummel, Conradin Kreutzer und das auch in Schweden oft gespielte von Ludwig van Beethoven sind.
Elisabeth Deckers
Ernst von Dohnányi, der Großvater des Dirigenten Christoph und des ehemaligen Hamburger Oberbürgermeisters Klaus von Dohnányi, war nicht nur ein genialer Pianist des 20. Jahrhunderts und ein Organisationsgenie, dem Ungarn wesentliche Teile seines modernen Musiklebens verdankt. Er war auch und vor allem ein Komponist der Brahms-Nachfolge, der Opern, Sinfonik und Kammermusik von keineswegs nur marginaler Bedeutung geschrieben hat.
Im Falle von Dohnányi ist die Kontinuität zu Brahms eine unmittelbare: Der Budapester Kompositionsprofessor Hans Koessler spielte das Klavierquintett seines 15jährigen Schülers in Wien seinem Freund Brahms vor, der davon so angetan war, dass er sich in Folge für die Kompositionen des jungen Ungarn einsetzte. Dank Koessler kam Dohnányi in persönlichen Kontakt zu Brahms und erhielt dadurch entscheidende Anregungen, die sein Form- und Stilverständnis lebenslang prägen sollten.
Das Sextett, op. 37, ist das letzte der neun bedeutenden Kammermusikwerke, die Dóhnanyi unter Opuszahlen veröffentlichte. Es wurde 1935 in Budapest geschrieben und lässt – trotz des ungebrochenen Bekenntnisses zum viersätzigen Sonatenzyklus und der Formenwelt der Brahmszeit – das weite Stilpanorama der 1930er-Jahre erkennen.
Der erste Satz in ausgeprägter Sonatenform scheint die Erfahrung der Sinfonik Gustav Mahlers widerzuspiegeln, während das Intermezzo genannte Adagio den romantischen Topos des Marsches variiert. Das Scherzo mit der Vorschrift Allegro con sentimento wirkt in seiner klassizistisch feinsinnigen Manier wie eine Reminiszenz an Mendelssohn, das Finale wartet mit überraschend deutlichen Anklängen an den Jazz auf. Komponisten aus anderen ehemaligen Teilen der Donaumonarchie wie etwa der Prager Erwin Schulhoff hatten sich schon kurz nach dem ersten Weltkrieg mit Begeisterung den Neuerungen des Jazz geöffnet. Auch Dohnányis enge Freunde Bela Bartók und Zoltan Kodály bezogen in den 30er-Jahren Jazz-Elemente in ihre Musik mit ein. Offenbar wollte sich Dohnányi diesem Trend anschließen. Sein Finale wird von einer Art Ragtime für Klarinette und Klavier eröffnet, dem das Streichtrio antwortet. Erst am Ende lenkt die Entwicklung zum Material des Kopfsatzes zurück und erreicht damit die obligatorische zyklischen Abrundung im Sinne der Spätromantik.
Auszüge aus: Villa Musica Rheinland-Pfalz, www.kammermusikfuehrer.de